Ein Kartenspiel ist jedes Spiel, bei dem Spielkarten als primäres Spielmittel verwendet werden.
Es gibt unzählige Kartenspiele, darunter auch Familien verwandter Spiele (z. B. Poker). Einige wenige Kartenspiele, die mit traditionellen Kartendecks gespielt werden, haben formal standardisierte Regeln und werden in internationalen Turnieren ausgetragen, aber die meisten sind Volksspiele, deren Regeln je nach Region, Kultur, Ort oder von Kreis zu Kreis variieren können.
Kartenspiele werden zunächst unterteilt in Spiele, bei denen die bekannten Spielkarten (in der Regel mit den Farben (auch: Herz, Karo, Kreuz und Pik) verwendet werden, und die übrigen Spiele, die über eigene Kartensätze verfügen. Die erste Gruppe wird weiter unterteilt in Spiele mit einem Kartenspiel, das z. B. aus 32, 52 oder 54 Karten besteht. Zur zweiten Gruppe gehören alle Arten von Quartetten, Tarot und Step Up, Kartenspiele, die von Brettspielen wie Die Siedler von Catan abgeleitet sind, und Sammelkartenspiele wie Magic, Yu-Gi-Oh! und Pokémon, die Ende des 20. Jahrhunderts in Mode waren und als Spiele gespielt werden können.
In Europa kamen Kartenspiele erstmals in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf, wobei sie aus den östlichen Zivilisationen stammten.
Aus mehreren Dokumenten, die in dem Buch des Cluny-Museums und der Enzyklopädie Universalis zitiert werden, geht hervor, dass diese Art von Spiel bei ihrer Einführung von der Kirche verurteilt wurde. Es wurde von den christlichen Institutionen u.a. als „Gebetbuch des Teufels“ bezeichnet - um die Gefahren des Müßiggangs zu verdeutlichen.
Vokabular
Es gibt ein gemeinsames Vokabular, das in den meisten Kartenspielen verwendet wird.
Vor dem Spiel
- Mischen: das Erzeugen einer zufälligen Reihenfolge der Spielkarten
- Verteilen: Das Zuteilen der Karten an die Spieler, entweder einzeln oder in Stapeln, in der Richtung, die in den Regeln des Spiels festgelegt ist. Der Spieler, der die Karten verteilt, wird als Geber (Dealer) bezeichnet.
- Geben: Die Spielperiode (oder alle Aktionen, die während dieser Periode stattfinden), die mit dem Austeilen der Karten beginnt.
- Abheben (beim Austeilen der Karten): Einen Teil der Karten von der Oberseite des Decks nehmen und unter das Deck schieben. So können die anderen Spieler verhindern, das der Mischer/Austeiler schummelt.
- Farbe: Eine der Kategorien, in die die Karten eines Decks unterteilt werden. Es handelt sich also nicht um die Farbe im wörtlichen Sinne (schwarz oder rot in traditionellen Spielen).
- Eine Hand: Bezeichnet die Karten, die ein Spieler besitzt.
- Nachzieh-Stapel: bezeichnet den Stapel nicht ausgeteilter Karten, der oft „verdeckt“ aufgedeckt wird und von dem der Spieler nach den Regeln eine Karte „ziehen“ kann oder muss.
- Der Bankier ist derjenige, der bei Glücksspielen die Gewinner auszahlt und den Einsatz der Verlierer kassiert.
Während des Spiels
- Ablage: Stapel mit nicht mehr gebrauchten Karten.
- Farbe: Bezeichnung einer Gruppe von Karten mit der gleichen Symbol.
- Trumpf: bezeichnet die Farbe oder Kartenreihe, die in manchen Spielen einen bevorzugten Status gegenüber den anderen Farben erhält.
- Stich: Bezeichnet alle Karten, die während einer Spielrunde ausgespielt und dann in der Regel von dem Spieler, der die Runde gewonnen hat, eingesammelt werden. Bezeichnet auch die eigentliche Spielrunde.
- Bedienen: eine Karte von der gleichen Art (Farbe) wie die vorherige in den Stich geben.
- Stechen: bezeichnet in einigen Spielen die Handlung des Ausspielens einer Trumpfkarte während eines Stichs, bei dem der Trumpf nicht die geforderte Farbe ist.
- Abwerfen: eine unerwünschte Karte so günstig wie möglich loswerden.
Traditionelle westliche Kartenspiele bestehen in der Regel aus 32 bis 52 Karten, die eventuell mit einem oder mehreren Jokern versehen sind, oder aus 78 Karten bei Tarotkarten.
Spielarten
Eine Einteilung kann, sobald unterschiedlichste Zusatzregeln zum Einsatz kommen, nicht immer eindeutig sein.
Sammelspiele
Hier ist das Sammeln möglichst vieler Karten oder Kartenkombinationen ein entscheidendes Spielkriterium, wobei der Wert der einzelnen Karten entweder nicht gezählt wird oder nicht über den Sieg entscheidet. Beispiele sind:
- Quartett-Spiel
- Schwarzer Peter
- Leben und Tod (Krieg und Frieden; Bataille royale)
Ablegespiele
Ziel dieser Spiele ist in der Regel das schnellstmögliche Ablegen aller Handkarten. Die bekanntesten sind Mau-Mau und Uno. Die Werte der Karten (Zahl, Farbe) können Einfluss auf den Spielverlauf haben, sind für die Ermittlung des Siegers in der Regel aber ohne Bedeutung. Die Grundregel besagt meist, dass die abzulegende Karte in Kartenwert oder Kartenfarbe mit der zuletzt offen liegenden Karte übereinstimmt. Klassische Kartenspiele dieser Spielart sind:
- Mau-Mau
- Uno
- Durak (traditionelles russisches Kartenspiel)
- Skip-Bo (in den USA in den 1960iger Jahren entwickelt)
- Schummellieschen
- Elfer raus!
- Rummy
- Gin Rummy
Augenspiele
ei Augenspielen ist das Ziel, möglichst viele Kartenpunkte („Augen“) zu sammeln. Dies geschieht häufig auch durch Stiche, deren erreichte Anzahl, im Gegensatz zu den Stichspielen, aber unerheblich ist. Wichtige Vertreter im deutschsprachigen Raum sind Doppelkopf, Schafkopf und Skat (beim Farbspiel oder Grand, aber nicht bei den Varianten Null-Spiel oder Ramsch). Weitere Beispiele:- Skat
- Doppelkopf
- Schafkopf
- Rommé
- Canasta
- Sechsundsechzig
- Schnapsen
- Tarock
- Jass (Bézique-Familie, beliebt in der Schweiz)
Stichspiele
Bei Stichspielen ist das Ziel, möglichst viele Stiche zu sammeln. Die Kartenwerte ermitteln zwar den Gewinner eines Stichs, doch wird der Sieger einer Runde nur über die von ihm erzielte Anzahl der Stiche ermittelt. Das weltweit verbreitetste Stichspiel ist Bridge und seine Variationen.
- Bridge
- Tichu (1991 in der Schweiz entwickelt)
- L’Hombre (häufig im 17. und 18. Jahrhundert gespielt)
- Deutsches Solo (Sollo, Variante von L’Hombre)
- Watten (regional auch Watteln oder Wattlung)
Anlegespiele
Ziel ist es hier möglichst viele Karten nach einem festen Schema anzulegen:
- Fan Tan (Domino mit Karten)
- Patiencen (Z.B. Solitäre)
Wettspiele
Bei diesen Spielen wird gegen Zahlung eines Einsatzes eine überwiegend oder ausschließlich vom Zufall (daher auch Glücksspiel) abhängige Gewinnchance versprochen.
Bei den Geschicklichkeitsspielen ist dagegen die Entscheidung über Gewinn und Verlust wesentlich von den Fähigkeiten sowie vom Grad der Aufmerksamkeit der Spieler abhängt.
- Baccara und Macao
- Siebzehn und Vier / Black Jack
- Poker
- Poch oder Pochen (Vorläufer des Pokerspiels)
Sonstige
- Halli Galli
- Schwimmen (31)
Generell lassen sich immer vier verschiedene Gruppen von Symbolen unterscheiden, die die 4 Haltungen symbolisieren sollen.
- Die Kelche oder Herzen symbolisieren den geistigen Rang.
- Die Schwerter, Piks oder Spieße symbolisieren den adeligen oder militärischen Rang.
- Die Münzen, Kreise, Glocken, Kürbisse, Diamanten oder Torten symbolisieren die Kaufleute.
- Die Polo-Stöcke, Ruten, Keulen, Eicheln oder Clubs die Bauern.
Das derzeit in Westeuropa und den Vereinigten Staaten verwendete Kartenspiel basiert auf dem französischen Blatt, das um 1480 entstand. Im französischen Standard-Kartenspiel wurden die früher verwendeten Ritter durch Frauen ersetzt, und es werden die 4 stilisierten Symbole verwendet, die auch heute noch verwendet werden ♠ ♥ ♦ ♣. Die Spielkarten sind immer noch voll von mittelalterlicher Symbolik.